Guten Abend,
seit ca. Oktober 2020 leide ich unter einem starken Brennen und Wundheits-/Fremdkörper-/Druckgefühl nach dem Stuhlgang. Der Schmerz verbleibt den ganzen Tag und da ich 1x Morgens und 1x Abends Stuhlgang habe, habe ich diesen Schmerz bis zum schlafen gehen. Abends ist er besonders stark ausgeprägt. Es brennt, es sticht ab und an, es fühlt sich alles geschwollen an, ich merke auch wie der Schließmuskel sich immer mehr zusammenzieht, was die Schmerzen verstärkt. Wenn ich am Morgen aufstehe, ist der Schmerz weg (je nach Konsistenz des Stuhlgangs am vorigen Tag merke ich noch einen leicht gereizten Zustand bzw. wenn sich Stuhlgang anbahnt, nimmt der Schmerz zu.
Habe ich dann Stuhlgang (mit einem Wasserklistier, da ich aufgrund eines inneren Rektumprolaps und kleine Rektozele auch Stuhlentleerungsstörungen habe), schmerzt es anfangs gar nicht so sehr, aber 5 bis 10 Minuten nach dem Stuhlgang setzt dieses Brennen ein und im Laufe des Tages/Abends dann auch die Schmerzintensität.
Ich habe ein langjähriges Hämorrhodialleiden, hier wurden schon einige Gummibandligaturen (8 allein für den inneren Rektumprolaps) und Verödnungen vorgenommen. Ich kenne auch Fissurschmerzen, diese habe ich mit Nitrosalbe behandelt und irgendwann war es auch wieder gut. Alles hat sich irgendwann beruhigt, aber dieser brennende Schmerz tritt nun immer auf, auch völlig egal welche Konstistenz der Stuhlgang hat.
2021 war ich bei 6 verschiedenen Proktologen weil sich irgendwie kaum einer erklären konnte woher die Schmerzen kommen. Eine Stelle sei etwas entzündet, aber keine Fissur zu sehen. 1 hat dann eine "versteckte" Fissur gesehen, diese habe ich mit Nitrosalbe zum abheilen bringen können. Gleichzeitig hat der Arzt aber noch 4 Verödnungen und 1 Ligatur vorgenommen. Danach wurden die Schmerzen etwas besser, aber ganz weg gingen sie nie, bis es jetzt seit Mitte des Jahres wieder an Intensität zugenommen hat. Schmerzmittel helfen manchmal tagsüber, aber Abends kaum.
Im Juli diesen Jahres war ich bei dem Proktologen der damals die versteckte Fissur gefunden und die Hämorrhoiden behandelt hat. Dieses Mal meinte er, da sei keine richtige Fissur, sondern Rhagaden, die vom entzündungsgeschehen der vergrößerten Hämorrhoiden herführen.
Bis jetzt hat er 2 Verödungen und eine weitere Ligatur durchgeführt, desweiteren hatte ich mit Nitrosalbe und dem Anokryo Kältedilitator behandelt (Linderung für vlt 5 min nach Anwendung) und im Oktober hatte er mir eine Kortisonhaltige Salbe verschrieben, die gegen die Entzündung der Schleimhaut helfen soll.
Da ich aber das Gefühl habe, nur die Symptome und nicht die Ursache zu behandeln habe ich mir eine weitere Meinung in einem Krankenhaus eingeholt. Dort wurde zwar die gereizte Schleimhaut gesehen, aber keine Fissur und die Hämmorhoiden 2. Grades seien auch nicht so schlimm, dass sie diese Schmerzen auslösen könnten. Auch wenn diese beim Stuhlgang raus kommen.
Weil mein Gedanke war natürlich, wenn die Hämmorhoiden jedes Mal raus kommen, die Haut sich so entzünden kann. Ich wurde dann zum Becken-MRT überwiesen und hier wurde ein Rektumprolaps und eine Rektozele festgestellt (diese wurde mir bereits 2015 diagnostiziert.
Als nächstes sollte ich nun eine Defäkografie durchführen lassen und da mein Leidensdruck so groß ist, habe ich diese nun selbst bezahlt in einer privaten Praxis im sitzen durchführen lassen.
Der Befund lautet wie folgt:
Bei Defäkation funktionelle Beckenbodeninsuffizienz, das ventrale-, mittlere- und posteriore Kompartment betreffend, mit hier Ausbildung einer anterioren Rektozele, die eine Größe von ca. 2,0 cm aufweist, sowie Ausbildung einer
kleinen Sigmaenterozele, mit konsekutiv jedoch nur geringem Cul-de-sac-Phänomen. Daneben bei Defäkation beginnende Ausbildung einer Cysto-Vaginozele und somit hier funktionelle kombinierte Cysto-Vagino-Rektozele bei bereits in Ruheposition abgrenzbarer geringer Sigmaenterozele.
Zügige-, unvollständige Entleerung der Ampulla rekti. Keine Hinweise auf eine Analsphinkterinsuffizienz. Innerer Rektumprolaps II° und/oder Hämorrhoidalleiden II°. Kernspintomographisch Bild einer zirkumferenten Intussuszeption 10:00 Uhr bis 09:00 Uhr in SSL, beginnend ca. 3 cm ab ano, prokto- /rektoskopische Korrelation empfohlen.
Das Krankenhaus hat mir aufgrund des Befundes nun eine ventrale Rektopexie empfohlen, da aufgrund des Rektumprolaps und dem Druck von oben nach jedem Stuhlgang, die Schleimhaut am Enddarm gereizt ist.
Da das eine große OP ist, habe ich eine 2. Meinung eingeholt. An diesem Tag hat der Arzt sofort ein Fissur auf 5 Uhr gesehen (bei der Untersuchung hat sie geblutet und ich habe mich gefragt, ob der Arzt sie nicht wieder aufgerissen hat, andrerseits ist der Schmerzcharakter danach eigentlich der gleiche wie vorher gewesen).
Dieser Arzt ist nun überzeugt, dass die Fissur links für diesen Reizzustand sorgt und rechts ein großer Hämmorhoidenknoten ständig darauf liegen könnte und somit die Fissur ständig gereizt ist.
Er würde nun eine Fissurektomie vornehmen, gleichzeitig den einen vergrößerten Knoten per Milligan Morgan entfernen und da ich einen sehr hohen Schließmuskeltonus habe, würde er hier noch Botox injizieren. Ich habe natürlich auch vor dieser OP Angst, da ich nicht weiß, wie ich noch einen weiteren Schmerz in dem Bereich aushalten soll.
Er ist der Überzeugung, dass ich zwar diese Senkung habe, aber weder der Prolaps/Intussuszeption noch die Rektozele die Beschwerden in der Form auslösen. Und ich diese große OP auch erst mal so lange hinauszögern sollte wie es geht. Er hätte schon viel schlimmere Senkungsbefunde gesehen und die Rekopexie könnte ich auch noch in 10 Jahren machen lassen, meinte er.
Meine Angst ist natürlich auch, lasse ich die Fissurektomie machen, dass diese Aufgrund des Prolaps/Intussuszeption dann aber auch keine Chance hat zu heilen.
Wie sie sich sicher vorstellen können, ist meine Psyche aufgrund der anhaltenden Schmerzen sehr angeschlagen und ich habe riesige Angst vor weiteren Schmerzen die ich aushalten muss, weil nicht optimale Behandlung gewählt wurde.
Der Arzt der die ventrale Rektopexie vorschlägt, hat nie eine Fissur gesehen (aufgrund meiner Schmerzen hatte er mich nur mit einem Kinderproktoskop untersucht, aber da hätte diese ja auch sichtbar sein müssen?) und rät auch davon ab die Hämmorhoiden noch zu behandeln oder operieren zu lassen.
Die Empfehlungen gehen somit total auseinander und ich bin noch mehr verunsichert.
Ich weiß, dass eine Ferndiagnose schwierig ist und mir niemand die Entscheidung abnehmen kann, aber da beide Ärzte mit ihrer Meinung so auseinander gehen, würde mich eben interessieren was ein neutraler Arzt "spontan" vorschlagen würde wenn er den Verlauf/Befund so sieht.
Was können Sie mir raten?
Vielen Dank & liebe Grüße