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Marisken - OP ?

Kategorie: Haemorriden.net » Expertenrat Hämorrhoiden | Expertenfrage

27.04.2005 | 03:30 Uhr

Hallo zusammen !

Auf der Suche nach dem Stichwort Marisken bin ich u.a. auf diese nette Seite hier gestoßen.

Marisken wurden heute bei mir diagnostiziert. Einmal von meiner Hausärztin und einmal vom Chirurg, an den sie mich überwiesen hat. Beide meinten, die Marisken müssten als solche operiert werden, um Folgeprobleme zu vermeiden. Probleme habe ich damit allerdings noch nicht gehabt. Nur das Vorhandensein eines Knotens war mir vor zwei Tagen aufgefallen, weswegen ich die Hausärztin aufsuchte. Eine größere, zwei kleinere Marisken sind wohl vorhanden.

Der oparative Eingriff soll nun demnächst erfolgen. Dazu hätte ich zwei Fragen:

1. Ist dies so schnell notwendig ? Wird da also nicht evtl. vorschnell zum Messer gegriffen ? - Bislang hatte ich mit den Marisken ja noch keine Probleme.

2. Die OP soll unter VOLLnarkose stattfinden. Ich lese an verschiedenen Stellen im Internet immer nur von lokaler Anästhesie und von einer OP auch nur dann, wenn die Marisken Probleme bereiten. Warum soll hier also eine Vollnarkose durchgeführt werden. Auf Frage nach Alternativen hat mir der Narkosearzt (bei dem war ich ja auch noch) erkärt, peridual od. spinal sei nicht so gut, da wäre ich bei ambulanter OP nicht so schnell auf den Beinen. Lokale wurde gar nicht angesprochen, was mich nun doch etwas wundert.

Danke für Auskünfte und Meinungen !

Joe

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28.04.2005, 09:21 Uhr
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Hallo Joe,
Ihre Gedankengänge über das Zuschustern von Privatpatienten an befreundete Ärzte sollten Sie nicht so weit von sich weisen! Diese Vermutung habe ich schon lange!
Ich freue mich aber mit Ihnen, daß Sie die Ratschläge der MARIA und der Frau Dr. Hackenberg beherzigen und von einer zunächst unnötigen OP Abstand nehmen!
Viele Grüße und alles Gute

Edwin

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29.04.2005, 07:17 Uhr
Antwort

Hallo Edwin,
danke Ihnen auch für die Meinung zu diesem Thema.

Ich habe ja Verständnis dafür, dass ein frei praktizierender Arzt auch Kaufmann und Unternehmer sein muss. Sonst hätten wir irgendwann noch mehr Ärzte, die ihre Prxis schließen müssten. Ich habe schon von paar gehört. Klagen auf hohem Niveau über Gehaltseinbußen durch die Gesundheitsreform scheinen mir hier und da sicherlich auch nachvollziehbar. Aber wie gesagt, die sind meist auf hohem finanziellen Niveau und gehen häufig nicht an die Existenz.

Meine persönliche Vermutung liegt aber auch darin, dass man die Verdiensteinschränkungen im Bereich der Kassenpatienten aus dem Bereich der Privatpatienten kompensieren will. Spricht grundsätzlich auch nichts dagegen. Nur wenn dies dann zu einer Übertherapie bei den Privatpatienten führt, macht das absolut keinen Sinn (für den Patienten).

Wenn ich mir meine regelmäßigen prozentualen Beitragserhöhungen bei der Privaten KV ansehe, kann ich mir ausmalen, wodurch die zustande kommen. Sicherlich nicht dadurch, dass die Privatpatienten plötzlich alle sehr viel kränker geworden sind und mehr Ärzteleistungen in Anspruch nehmen. Mir bekannte Statistiken aus Zeitschriften zeichen eigentlich, dass Privatpatienten ehrer unterurchschnittlich zum Arzt gehen. Aber wohl wird bei diesen mehr therapiert. Sicher kann man nicht alle Ärzte über einen Kamm scheren, aber die Versuchung hierzu ist sicher weitläufig vorhanden.

Anderes Beispiel: Bei einer Vollnakrose fällt die Rechnung sicherlich ein Vielfaches höher aus, als bei einer Lokalanästesie.

Und wenn bei Kassenpatient nach einer Fallpauschale behandelt werden muss, wird das bestimmt billigere Verfahren gewählt.

Unser Gesundheitssystem ist höchst reformierungsbedürftig.

Im Prinzip finde ich mich als Privatpatient heute schon etwas unwohl, weil ich von meiner inneren Einstellung her eigentlich keine diesbezüglichen Besonderheiten in Anspruch nehmen möchte. Und vor allen Dingen mag ich an mir keine unnötigen (?) Dinge machen lassen, nur weil dies evtl. die Finanzen des Arztes positiv beeinflusst.

Viele Grüße und alles Gute !

Joe

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29.04.2005, 15:13 Uhr
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Hallo zusammen !

Im Diskussionsforum wird nach Markisen-OP-Erfahrungsberichten nachgefragt:

siehe : -> http://boards.lifeline.de/haemorriden/fo/messages/1018.html

Ich wollte meinen ganz persönlichen Beitrag an dieser Stelle hier vervollständigen, damit er nicht aus dem Zusammenhang gerissen ist. Hoffe, dass ich im Expertenratforum damit nicht auf Unmut stosse.

Zunächst einmal kann ich nur Dr. Hackenberg nochmals danken! Ihr Hinweis hat mich dazu veranlasst, mir mal einen Proktologen zu suchen, dort einen Termin auszumachen und mal insgesamt nicht so schnell zu sein. Auch MARIA hat mich zu weiteren Schritten angeregt.


So hatte ich heute nochmals ein Gepräch mit meiner Hausärztin, der ich das Vorhaben des Chirurgen schilderte (OP in 10 Tagen + Vollnarkose). Sie hielt das für ausgesprochen schnell. So hätte sie das eigentlich nicht vorgehabt, mehr mal eine genauere Diagnose mit dessen besserer Apparturenausstattung. Ob ich ne Salbe verschrieben bekam oder so ? - Ne. Auch das verwunderte sie. Dann sinngemäß meine Ärztin: Bei aller kollegialien Liebe, wenn der zusätzlich beteiligte Anästhesist evtl. Geld brauchen sollte, darf er sich das im Interesse der Patienten nicht auf eine solche Art und Weise beim Patienten verdienen. Sagen sie die OP ab. Sie hatten ein gutes Gefühl, dass da mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird ! Dann hat sie mir noch ne Salbe verschrieben und ne Überweisung zum Proktologen. Als ich ihr sagte, dass ich schon einen Termin ausgemacht hätte, war sie darüber auch nicht böse. Zufall nur, dass ich mir ausgerechnet das Proktologiezentrum ausgesucht hatte, das auch sie mir uneingeschränkt empfohlen hätte (EDZ Mannheim). Und weil das nicht bei uns in der Stadt liegt, werde ich mir also eine schöne Zugfahrt gönnen. Mit dem Gefühl, mir dort eine richtige Diagnose/Untersuchung und Weiterbehandlung angedeihen zu lassen. Auch wenn der Fahrtaufwand gegeben ist. Im Interesse der Gesundheit muss das möglich sein.

Werde hier für alle Interessierten gerne berichten, wie es bei mir weitergeht.

Viele Grüße

Joe


PS:
Zum Thema Ärzte und Götter in Weiß:

Ich bin gegen 50 und habe als Kind schon gelernt, dass man Ärzten nicht widerspricht, die wüssten das alles besser. So war das halt früher. Mit zunehmendem Alter habe ich mir die Freiheit genommen (als zahlender Kunde, ob gesetzlich oder privat), mal ein oder zwei Fragen stellen zu dürfen und mal auch etwas beim Arzt zu hinterfragen. Gelegentlich trifft man noch auf Ärzte, die das wohl anmaßend oder zumindest sehr ungewöhnlich finden, aber die heutig Ärztegeneration reagiert eigentlich offen darauf. Habe zwar schon andere Erfahrungen gemacht, da war ich aber dann das letzte Mal. Mein letzter Orthopäde wollte mir ständig eine OP wegen einer leichten Krallenzehe aufquatschen. Erst auf meine Nachfragen, ob KG oder Einlagen da nicht auch was brächten, gab er etwas bei und mir die Rezepte. Als Patient muss ich das Recht haben, mal nachzufragen und nicht wieder möglichst schnell die Tür aus dem Ärztezimmer draußen zu sein. Nach dem Motto zwei Stunden warten und 2 Minuten beim Arzt im Zimmer. Und die Reaktion meiner Ärztin zeigt, dass dies durchaus auch möglich ist. Wer ein wenig sucht, wird auch solche Ärzte immer finden.

ALSO: Hinterfragt beim Arzt was, wenn ihr was nicht verstanden habt, schlaft mal eine Nacht drüber, lasst euch nicht abwimmeln, auch Götter in Weiß sind nur Menschen. Aber klar muss auch sein: So wie es in den Wald schallt, so schallt es auch wieder raus, sprich gepflegter Umgangston tut sicher gut.

Und finanzielle Interessen der Ärzte sind sicher immer wieder gegeben. Das ist legitim, endet aber spätestens dort, wo der Patient dadurch unnötig belastet wird (s. mein Beispiel Vollnarkose)

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04.05.2005, 09:27 Uhr
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Hallo Zusammen !

Ich hatte versprochen, hier über meine weiteren Erfahrungen zu berichten. Hoffe, dass ich damit allen Interessierten paar Anhaltspunkte für ihre rein persönlichen Überlegungen und Entscheidungen geben kann.

Ich war jetzt gestern beim Proktologen.

Befunde:
Analprolaps mit Mariske 11 Uhr
Mariske 5 Uhr
deutlich prolabierender Hämorrhoidalknoten bei 1 + 11 Uhr, Hämorriden 2. Grad
Kleiner Analpolyp bei 5 Uhr


Dies zeigt, dass zu der ursprünlichen Diagnose Mariske noch paar dazu kamen. Also, eine Entfernung der nur ursprünglich festgestellten Mariske (rein äußere Sichtdiagnose ohne Geräte) hätte nur einen Teil der Problematik umfasst. Dies war auch mein Gefühl, da ich irgendwo was über Marisken gelesen hatte, die als typische Sekundärerkrankung bezeichnet waren. Es zeigt weiterhin, dass nur der Fachmann/Proktologe einen so detaillierten Befund erheben und daraus die richtigen Schlüsse ziehen kann.

Und um auf die ursprünliche Frage der OP zurück zu kommen:

Trotz dieser Befunde ist eine OP derzeit NICHT erforderlich ! Eindeutige Auskunft des Proktologen: Nur wenn Beschwerden auftauchen, sollte nochmals nachgesehen und dann neu entschieden werden. Kontrolluntersuchung in einem Jahr. Bei Beschwerdefreiheit gibt es eigentlich keinen vernünftigen Grund zu operieren.

Vorgehensweise: Keine spezifische proktologische Therapie. Es reicht: Korrekte Analhygiene mit Wasser, Vermeidung aller externen Reize, regelmäßige Pflege der Haus (Zinksalbe).

Wenn hier von positiven wie negativen Erfahrungen mit OPs zu lesen ist, so scheint mir dieser Grundsatz doch sehr bemerkenswert. Und deckt sich im übrigen voll und ganz mit der Auskunft von Dr. Hackenberg (abwarten) !! Es ging hier also nicht um finanzielle Interessen des Arztes, sondern um das Wohl des Patienten. Sicher hätte er problemlos eine OP anraten können. Dass er es nicht gemacht hat, zeigt von seinem besonderem Verantwortungsbewußtsein gegenüber dem Patienten. Und natürlich auch davon, dass er vorschnelle OPs für nicht sinnvoll hält. Soviel nochmals zu Götter in Weiß. Es gibt sie also doch noch, man muss nur genauer hinsehen, sie finden.

Ich habe für mich daraus gelernt. Vielleicht können auch interessierte Leser daraus ihre Schlüsse ziehen, ob für oder gegen OP.

Viele Grüße und gute Besserung !

Joe